Die Bauchlage ist die Ausgangsposition jeder Bewegungssequenz, angefangen vom Training des Armstütz bis zur Kopfkontrolle des Babys. Gleichzeitig folgen in dieser Stellung die robbenden Bewegungen an den Beinen und Füßen, später der Vierfüsslerstand, Kniestand, Bärenstand und die ersten Schritte.
Die Kopfkontrolle kann in Bauchlage optimal trainiert werden, indem das Baby frei in jede Richtung drehen kann, dank der Halswirbelsäule, die hier vermehrt zum Einsatz kommt. Dagegen haben die Kopfgelenke biomechanisch gesehen in dieser Ausgangslage einen geringeren Bewegungsradius.
Unter Beobachtung der Eltern kann ein Säugling in den ersten 2 Monaten schon bis zu 20 mal täglich für je 20-30 Sekunden auf dem Bauch gelagert werden. Legen sie hierzu Ihr Kind auf eine flache Unterlage, nicht auf ihren Bauch. Ab dem 3. Monat sind einige Minuten in Bauchlage aushaltbar, ab dem 6. Monat kann es die Hälfte der Wachphasen auf dem Bauch gelagert verbringen (Quelle: Noori, Mitha, Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 2013, 3:33).
Die freie Kopfkontrolle in Bauchlage ermöglicht die Beobachtung der Umwelt, die wiederum wichtig für die Augenentwicklung ist. Die Nah- und Fernsicht der Augen kombiniert mit den motorischen Fertigkeiten der Hände können somit gut trainiert werden.
Optisch beobachtet gibt es hierdurch weniger Plagiozephalien (Schiefköpfigkeit). Die symmetrische Kopfform wird mit der Bekräftigung der Nackenmuskulatur gut gefördert. Bereits entstandene Dysfunktionen im Bereich der Kopfform können sich in den ersten Monaten schneller zurückbilden. Babys die lange auf dem Rücken gelagert worden sind, entwickeln einen `platteren´ Hinterkopf.
Der Erwachsene profitiert von der Bauchlage beim Entspannen-Wollen des Rückens und des Bauchraumes. Die Unterdruckverhältnisse bedingt durch Flatulenzen im Magen- und Darmbereich können somit entlastet werden. Um in dieser Position lange bleiben zu können z. B. zum Einschlafen sind die muskulären und segmentalen Spannungszustände der Strukturen im Bereich der mittleren Brustwirbelsäule bis Halswirbelsäule von großer Bedeutung. Ist hier eine Drehung des Halses zu einer Seite verhindert, kann hier mit unterstützenden Auflagen sanft die Drehung mit Drucksteigerung trainiert werden.
Im zunehmenden Alter wird die Aufrichtung der Wirbelsäule gegen die Schwerkraft eine Herausforderung. Hinzu kommen degenerative Veränderungen, Fehlstellungen, sowie Haltungsstörungen wie z.B. Kyphosierung der Brustwirbelkörper. Das Schlafen auf dem Bauch wird seitens der Patienten oftmals vermieden. Die Stellung wird als unangenehm empfunden. Mit zunehmender Flexibilität der Strukturen durch entsprechende Therapien und Bewegung kann die Bauchlage wieder eingenommen werden. Dies verbessert die Körperwahrnehmung und gilt als Sturzprophylaxe.
Auf den Intensivstationen der Frührehabilitation gilt die Bauchlage bei akutem Lungenversagen als Lagerungstherapie, um die Lunge zur Steigerung der Oxygenierung zu unterstützen. Gleichzeitig werden die neurologisch erkrankten Patienten viel über die Bauchlage seitens der Therapeuten behandelt, da es als Ursprung jeglicher Bewegung gilt.